1. Warum ist eine Bundesinnung für die Beauty-Branche so wichtig?

Das Kosmetiker-Gewerbe ist Teil des Handwerks, genauer: es ist in der Handwerksordnung nicht nur erwähnt, sondern nahezu alle Kosmetikstudios und -institute sind in Deutschland Mitglied bei einer Handwerkskammer und zahlen dort einen Beitrag.  Damit sind sie seit vielen Jahren schon Teil der Handwerksfamilie; nur…..gibt es leider (bis auf wenige Ausnahmen) keine oder kaum regionale Kosmetiker-Innungen, gar keine Landes-Innungen und auf Bundesebene gibt es auch keine Bundesinnung oder einen Bundesinnungsverband.

Das mag früher richtig gewesen sein, weil es keine Meisterqualifikation im Kosmetiker-Gewerbe gegeben hat, sieht man einmal von den Regelungen in der früheren DDR ab – dort gab es bis 1989 eine Qualifikation zum/zur Meister/-in. In West-Deutschland gab es aber keine solche Fortbildung. Für das vereinte Deutschland gibt es erst seit 2015 eine Meisterqualifikation, jetzt ist das Kosmetiker-Gewerbe also komplett.

Aufgrund der dargestellten Entwicklung gab und gibt es in vielen Bereichen der Kosmetik bisher auch kleinere und mittlere Verbände (fast ausnahmslos eingetragene Vereine), jeder stand bzw. steht für irgendein (Teil-) Anliegen, manche dieser Organisationen mögen auch irgendwann einmal etwas bewegt haben, aber niemand, wirklich niemand, war bisher in der Lage für unsere Branche insgesamt zu sprechen.

Genau das wäre jetzt aber dringend notwendig, denn nahezu alle unserer Betriebe sind wegen Corona zurzeit geschlossen. Viele weitere Betriebe müssen z.Zt. teure Fachkundenachweise erwerben, um in der apparativen Kosmetik nicht einen Großteil ihrer beruflichen Tätigkeitsberechtigung an die Ärzteschaft zu verlieren, die ohnehin keine Zeit für Kosmetik haben in diesen schweren Corona-Zeiten. Wenn meine Kolleginnen und Kollegen diesen Fachkundenachweis nicht führen, wird Ihnen „von Amts wegen“ der Betrieb dicht gemacht, und zwar schon ab dem Ende des nächsten Jahres – das wurde letztes Jahr schon in der neuen StrahlenschutzVO angekündigt und in der NiSV niedergeschrieben.

Sie sehen also, es gibt eine Menge gute Gründe, gerade jetzt eine einheitliche handwerkliche Interessenvertretung zu gründen: eine Bundesinnung.

  1. Welche Vorteile hätte die Kosmetikbranche davon konkret in Zeiten wie etwa der aktuellen Corona-Pandemie? (diese Frage beinhaltet dann gewissermaßen auch Ihre Frage, wie hoch die Erfolgschancen auf die Verhinderung einer erneuten Schließung wären)

Schauen Sie: Friseure dürfen ihre Betriebe offenhalten, die medizinischen Fusspfleger (Podologen) auch. Warum genau sollen aber zwischen Hals und Fussknöchel wir Kosmetiker/-innen nicht arbeiten dürfen? Und wo genau liegt die Grenze zwischen medizinisch indizierter Fusspflege durch einen Podologen und medizinisch indizierter Fusspflege durch eine/-n Kosmetiker/-in?  Ich weiss das nicht, die Behörden wissen das auch nicht genau, und das saarländische Oberverwaltungsgericht vermochte das auch nicht nachzuvollziehen. Letzteres hat übrigens dann für unsere Kollegen/-innen am 16.11.2020 entschieden (AZ 2B 337/20 und 2 B 340/20), dass es keinen sachlichen Grund gibt, ausgerechnet dem Kosmetiker-Gewerbe im Saarland die Berufsausübung sachlich zu verbieten; dort dürfen sie also wieder öffnen. Wenn das Hygienekonzept stimmt, so das OVG – und ich kann Ihnen versichern, dass das Hygienekonzept in unseren Betrieben stimmt – kommt es zB im Vergleich zu Friseurgeschäften, wo sich häufig viele Kunden und viele Mitarbeiter in einem Raum aufhalten beim Haareschneiden, bei Kosmetikinstituten in der Regel nur zu einem Kontakt zwischen einer Person als Kunde und einer weiteren Person als Mitarbeiterin.  Das ist vielen Politikern, den Landesregierungen, den Krisenstäben zu Corona, Landratsämtern, Gesundheitsämtern, Städten und Gemeinden nicht wirklich klar, und man muss es Ihnen sagen. Leider geht bei allen diesen Stellen eine Vielzahl von Mitteilungen täglich ein, aufgeregte, erboste, sachliche, erschrockene, besorgte, verständnislose, falsche, erzürnte – all das ist zu viel.

Wir wollen endlich mit vereinter Stimme sprechen – das ist es, was mir am Herzen liegt und hier kann eine vereinte Handwerksorganisation helfen.

  1. Wie viele Mitglieder müsste eine Bundesinnung erreichen, um politisch stark zu wirken?

Ziel ist es, möglichst viele Betriebe in ganz Deutschland, also in allen 16 Bundesländern zu erreichen. In der Bundesrepublik gibt es 53 Handwerkskammern. Allein in meinem Bezirk (wie Sie wissen, habe ich in Hannover 2019 eine Kosmetiker-Innung neu gegründet) hat die Handwerkskammer (Hannover) in ihren Büchern über 1000 Betriebe eingetragen. Selbst wenn man hier grosszügig ein paar „Karteileichen“ abzieht, bleiben im Schnitt ca. 600-800 Betriebe pro Kammer übrig, das wären 30-35000 Betriebe…..nicht mehr und nicht weniger.

  1. Wo besteht der Unterschied zwischen einer Innung und einem Verband?

 Ich habe vorhin schon meine Beobachtung geschildert, dass es viele Verbände und/oder Interessenvereinigungen gibt – zu viele, wie ich meine. Eine Bundesinnung wäre Körperschaft des öffentlichen Rechts und hätte ein Alleinstellungsmerkmal; das wäre ebenso der Fall, wenn es sich um einen Bundesinnungsverband bzw. bis zu 16 Landesinnungsverbände organisiert nach den Vorschriften der Handwerksordnung  (§§ 79-85 HWO) handelt.

Für das Handwerk spricht immer Qualität und Vertrauen – Sie wissen, dass man sagt: Handwerk hat goldenen Boden. Dem wollen wir uns verpflichten, wir wollen genau das nicht nur der Politik und Verwaltung signalisieren, sondern auch unseren Kunden, Mitarbeitern und Kollegen,  sowie nicht zuletzt auch allen Verbrauchern in Deutschland.

 

  1. Sie sind aktuell Vorsitzende der Kosmetikerinnung in Hannover. Welche Schritte haben Sie unternommen, um der Kosmetikerin in der Krise eine Stimme zu verleihen? (hier könnten Sie dann gerne auf die Petition verweisen)

Wir haben viel unternommen bisher: Bundestagsabgeordnete kontaktiert, die Landesregierung, die Bundesregierung. Außerdem die Präsidenten der Handwerkskammern und die Presse.

Dennoch, wir sind eine regionale Innung in Hannover, noch sind wir nicht allzuviele Mitglieder, auch unsere finanziellen Mittel sind begrenzt. Ausserdem müssen wir in diesen harten Zeiten, in denen unsere Betriebe finanziell auf dem Spiel stehen, uns sehr intensiv um unsere eigenen Geschäfte kümmern. Die Bundespolitik hört wohl eher auf Vertreter und Vertreterinnen der entsprechenden Bundesorganisationen, als auf die Stimme einer kleinen regionalen Innung. All das sind Gründe, warum wir Unterstützung durch gleichgesinnte und gleichermassen betroffene Betriebe, vereint in einer großen Bundesorganisation, dringend brauchen können. Wir arbeiten alle in Ehrenamt, ich bin momentan von morgens-bis in die Abendstunden mit den Anliegen der Kosmetiker-branche beschäftigt. Noch im Dezember planen wir eine Info-Veranstaltung zu Gründung einer Bundesinnung bei der Handwerkskammer Hannover.

Politiker, Fernseher und die Presse sind eingeladen.

 

  1. Welche Ziele verfolgt Ihre Innung außerhalb der Krisenzeiten? (hier können Sie dann gerne die Punkte rund um die Ausbildung aufführen)

Wir stehen für Qualität, für gute Hygienekonzepte, für Aus und Weiterbildung, die immer einheitlicher wir und damit transparent für jedermann ist. Eine Kosmetikerinnung soll die Berufsehre schützen, Förderer übergeordneter Interessen sein, sichere, bundesweite Anerkennung der Abschlüsse bieten, die Kosmetikerlobby stärken und sich politisch einbringen. Durch regelmäßige Versammlungen, bei denen gemeinsame und übergeordnete Themen transparent und fair besprochen werden, trägt eine Innung die Verantwortung für die Zukunft des gesamten Wirtschaftsbereiches! Bis jetzt war das nicht möglich, da keine Kosmetikerinnung, kein Vertreter und keine übergeordnete Stimme vorhanden waren.

Unser Kosmetiker-Gewerbe vermittelt Lebensqualität, Lebensstil und sorgt für präventive Maßnahmen zur Gesunderhaltung des Menschen. Wir sind wie die Augenoptiker, Hörakustiker, Zahntechniker, Orthopädietechniker und Orthopädieschuhmacher auch im Gesundheitsbereich des Menschen tätig.

Dennoch werden immer noch viele Mitarbeiter/-innen in unserer Branche nach wie vor Kurzzeit ausgebildet, also innerhalb von nur wenigen Tagen oder in Wochenendseminaren. Daraus ergibt sich Gefahr für die Branche, da der Endverbraucher niemals den Unterschied erahnen kann zwischen einer "Kosmetikerin" (die 3 Tage eine Ausbildung bei "Mauerblümchen" gemacht hat, oder die sich ein vermeintlich tolles  Zertifikat gekauft hat) und zwischen einer „staatlich geprüften Kosmetikerin“ (Ausbildung dauert im Regelfall 2 Jahre oder die duale Ausbildung 3 Jahre, wo man Anatomie, Dermatologie, Psychologie usw. lernen muss).

Deshalb hat sich die Innung als Aufgabe gemacht Qualifizierungskurse anzubieten und sich für unseren Nachwuchs einzusetzen. Solange es bisher keine MeisterprüfungsVO in Deutschland  für das Kosmetikergewerbe gab, mag das in Ordnung sein, inzwischen ist das aber nicht mehr.

Kosmetikerinnen dürfen den Meister im Kosmetiker-Gewerbe absolvieren.

Dies ist die neue Abitur im Handwerk! Wir brauchen viele Kosmetikmeister, damit unseres Gewerk  sich strak in der Zukunft etabliert. Zukunftssicher  in  dem schönsten Business der Welt!

Im Einzelnen:

  • Stimme des Handwerks
  • Meister
  • Erstausbildung
  • Lebenslanges Weiterlernen
  • Entwicklung von Gütekriterien für Verbrauer und Verbraucherinnen